Work-Life-Balance – Wie bekomme ich alles unter einen Hut?

Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist es, Privatleben und Karriere in ein harmonisches Miteinander zu bringen. Die Anforderungen an uns sind hoch. Doch ebenfalls hoch sind unsere Ansprüche an die Welt. Karriere und Familie sind ebenso wichtig wie Sozialleben, Sport, Kultur und Ernährung. Um all dies sinnvoll zu verbinden, braucht man vor allem eins: die richtige Einstellung.

 

Balance ist nicht gleich Balance

Für viele ist das Schlagwort Work-Life-Balance eine Crux. Unzählige Berufstätige leben ständig mit dem schlechten Gewissen, nicht genug Zeit mit der Familie zu verbringen. Doch oft basiert dies auf einem Missverständnis. Balance heißt nicht immer zu gleichen Teilen. Dass wir den Großteil des Tages arbeiten, ist kein Novum. Sich das Ziel zu setzen, gleichviel Zeit mit der Familie und der Karriere zu verbringen, erzeugt in der Regel nur zusätzlichen Stress.

Dieser Stress entsteht durch das permanente Scheitern an selbstgesetzten, unrealistischen Maßstäben. Darunter leiden nicht nur die Menschen, die sich Unmögliches aufbürden, sondern auch ihre Umgebung. Quantität ist ein Faktor, der beachtet werden muss. Wichtiger aber ist die Qualität der Momente, die man mit Arbeit, mit Familie oder mit den Freunden verbringt. Dort entspringt die wahre Work-Life-Balance.

 

Seine Grenzen kennen – und schützen

Selbst kleine Momente aber sind für viele Karrieremenschen nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem gilt auch hier: Unsere Effizienz bei der Arbeit lässt nach, wenn wir nicht genügend Abstand zu ihr halten. Dasselbe trifft auch auf Familienverantwortliche zu, die primär zu Hause bleiben. Dreht sich alles nur noch um die Kinder, stellt sich schnell eine Routine ein, die mitunter Gefahren birgt.

Wichtig also ist, seine Belastbarkeitsgrenzen zu kennen und diese zu schützen. Nur auf diese Weise kann der Mensch dauerhaft und vielseitig effizient bleiben, kann kreativ und organisiert im Beruf agieren, und zu Hause ein guter Partner sein, Zeit haben für die Kinder, den Freunden zuhören und all dies selbst genießen.

 

Work-Life-Balance ist eine Frage des Moments

All dies funktioniert allerdings nur, wenn wir uns auf Situationen entsprechend einlassen können. Entspannungsübungen z.B. beginnen zumeist damit, sich seiner direkten Umgebung bewusst zu werden. Dies aber ist nicht nur der Schlüssel zu Entspannung, sondern die Grundvoraussetzung für jede erfolgreiche Handlung.

Sich bewusst werden, WO man ist und WAS man GERADE zu erledigen hat, hilft auch im größten Chaos dabei, seine Konzentration auf das aktuell Wesentliche zu richten. Im Berufsleben heißt dies, seine Aufgabenliste strategisch abzuarbeiten und dabei jedem Punkt die nötige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Und auch zu Hause gilt: Selbst wenn man nur wenig Zeit hat, sind die bewussten und intensiv verlebten Momente nachhaltiger, als ein Hin-und-Herspringen zwischen Schreibtisch und Spielzimmer.

 

Positiver und negativer Stress

Ob wir uns auf eine Situation einlassen können, hängt zusammen damit, ob wir sie wirklich zu schätzen wissen. Viele kennen dies: Nach der Arbeit sagt man schnell mal eine Verabredung ab, weil der Wunsch nach dem Alleinsein größer zu sein scheint. Das ist auch okay. Doch wichtig ist, diesen „inneren Schweinehund“ auch zu überwinden. Obwohl es „stressig“ ist, nach der Arbeit noch zur Klavierstunde zu gehen, oder die beste Freundin im Kino zu treffen: Im Nachhinein sind wir auf diese Weise glücklicher, als wenn wir uns einfach in der vermeintlichen Schutzhöhle verkriechen.

Wir schätzen diese Momente als Inspiration. Die Seele begreift sie als Aufwertung, der Körper schüttet Endorphine aus, man wird intellektuell und emotional gefordert. Dies bedeutet, sich positivem Stress auszusetzen. Im Gegensatz zu negativem Stress wird das Selbstbewusstsein gesteigert. Wir werden resistenter und können leichter loslassen. Dies wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Negativer Stress dagegen bedeutet, dass wir auch nach anstrengenden Situationen nicht entspannen. Unser Abwehrsystem lässt nach. Wir werden schneller krank.

 

Work-Life-Balance: Entspannen, aber richtig

Bei alldem dürfen Momente der Ruhe natürlich nicht fehlen. Negativer Stress führt häufig zu einem übertriebenen Bedürfnis nach Alleinsein, Fress- und Trinkattacken oder auch übermäßigem Sport. Entspannend ist das nicht. Auch hier gilt: Entscheidungen bewusst treffen. Muss ich wirklich allein sein oder ist ein positives Zusammensein mit anderen im Endeffekt entspannender? Genieße ich das Feierabendbier auf dem Balkon, um in mich zu gehen und neue Kraft zu schöpfen oder der Realität zu entfliehen?

Im Endeffekt muss jeder seinen eigenen Weg finden, Leben und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Wichtig für alle aber ist es, konstruktiv mit dem anfallenden Stress umzugehen, Prioritäten zu definieren und realisierbare Ziele zu setzen. Eine wirkliche Work-Life-Balance hängt unmittelbar von diesen Faktoren ab. Dabei ist nicht zuletzt Menschenverstand und gesunder Optimismus gefragt. Schließlich wird nichts das Leben so positiv beeinflussen, wie die Dankbarkeit darüber, es leben zu dürfen.